Die Sendung mit dem Butt

Über den symbolischen Anteil des israelischen Säbelrasselns habe ich hier schon refereriert. Doch auch hinter dem Einreiseverbot für GraSS (so wird er an Hauswände geschrieben, ein Synagogenbann ist bereits in der Schublade) steckt mehr abgestandene heisse Luft, als man vermuten möchte. Auf den Trichter bin ich über ein anderes Trauerspiel gekommen, den verfluchten ICWA-Logo-Wettbewerb. Da hiess es u.a., man sollte kulturelle bzw. nationale Referenzen vermeiden, damit das Logo weltweit verstanden wird. Leichter gesagt als getan, wer hat das schon alles im Kopf? Ich nicht:

Ein klassisches Kippbild, eine Pinselfrau umarmt die Welt, da ist alles drin. So weit, so eindeutig bedeutungsschwanger, die Symbole sollte jeder richtig verstehen. Den direkten „guten“ Nachbarn Jordaniens (wo das ICWA steht) wird es wohl eher daran erinnern:

Wer es nicht kennt, es handelt sich um das Wappen des Iran. Auwehzwick, da bin ich sauber in ein Kamelfettnäpfchen getappt. 10:1 dass sich Paranoiker finden würden, die in meinem Entwurf unterschwellige Propaganda für den Feind sehen würden. Spätestens, wenn sie „made in Germany“ lesen würden. Denn jetzt kommt der historische Witz an der Sache, der Iran schleppt die deutsche Erbschuld mit, der Name bedeutet nämlich nichts anderes als „Land der Arier“. Und auch wenn der Begriff mehr Schall als Rauch ist, Israel hat ein ewiges Problem damit, zur Hälfte hausgemacht. Es mangelt dem Land selbst an semantischer Trennschärfe, „Jude“ bezeichnet nur eine Religionszugehörigkeit, keine ethnische. Solche Assoziationen werden unter der Lupe der Paranoia nicht aufgelöst, die Details werden nur aufgeblasen. Kurz: Deutschland, Iran und Israel bilden eine Menage a trois der Zwietracht wegen geschichtlicher Differenzen, die eine Eigendynamik entwickelt haben. Quasi ein Familenfehde, die von Missverständnissen und Vorurteilen genährt wird. Was gesagt werden muss: Grass Gedicht war nicht falsch, nur viel zu lang. Je mehr Zeilen, desto mehr lässt sich zwischen diesen lesen. Mein Gedicht hätte gelautet:

Israel und der Iran / fechten Seite an Seite / gegen ihre eigenen Spiegelbilder / und schneiden sich / an den selben Scherben

Über twixraider

Raider heißt jetzt Twix… sonst ändert sich nix, ich suche immer noch einen Job als Scherzkeks.
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4 Antworten zu Die Sendung mit dem Butt

  1. rotewelt schreibt:

    Nachdem ich einige der Verrisse des Grass’schen Gedichts gelesen hatte, von Journalisten jeglicher Geistescouleur, fragte ich mich schaudernd-zweifelnd, ob Grass denn nun doch ein ewig Gestriger sei und überhaupt… Bis ich seinen Originaltext las. Ich muss sagen, dass es den meisten Interpreten offenbar an Geistesklarheit mangelt, denn Grass hat darin keinen antisemitischen Gedanken von sich gegeben. Uff, ich war erleichtert, dann doch. Toll, was auch zum Beispiel die Süddeutsche aus seinem Gedicht „herausgeholt“ hat. Aber es bestätigt sich, was mir schon lange klar ist: Als Deutscher darf man Israels Politik nicht kritisieren. Punkt. Das ist ein Tabu. Und wer es dennoch wagt, wird sogleich der Judenfeindlichkeit beschuldigt. Dabei hat das Eine mit dem Anderen nichts zu tun. Es lebe die Gedanken- und Pressefreiheit, haha…

  2. nextkabinett schreibt:

    Reblogged this on Blog des Germanys next Bundeskabinetts und kommentierte:
    Sind wir schon fertig mit Günter Grass?

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