Immer mehr Menschen klagen hierzulande über Kopfschmerzen, leichte bis mittlere Übelkeit, Appetitlosigkeit, Unwohlsein und Ermüdung, alles Anzeichen einer leichten Strahlenkrankheit. Unter den Opfer sind auch Prominente wie Sascha Lobo. Verzeihung, es muss natürlich Ausstrahlungskrankheit heissen, die Menschen leiden unter der katastrophilen Atomberichterstattung, der sie 24/7 ausgesetzt sind. Dabei wiederholen sich die Beiträge schon fast so schnell wie die 0190er-Schmuddelwerbespots, die nächtens in matrischen Blöcken von bis zu 10 Minuten laufen, der blanke Hirnfick. Bzw. eine tantrische Vergewaltigung, in den kurzen Live-Moderationen erfährt man auch nichts Neues. Da eine Vermutung, da ein Dementi, dann wieder eine Schalte nach Japan oder das Statement eines Experten. Und wenn es marginale Fortschritte gibt, nimmt man diese kaum noch wahr, man glaubt sich in Déjà-vu-Treibsand gefangen. Der Live-Ticker auf dem iPhone ist der Geigerzähler der Sensationen, doch er läuft quälend langsam. Ist es die Des-Informationspolitik der Japaner? Oder ist die Katastrophe trotz ihrer Ausmaße langweilig? Lobo und andere Selbstdiagnostiker lassen den Namen „Emmerich“ fallen, was des Pudels Kern genau trifft, es sind unsere medialen Essgewohnheiten. Wir erwarten von der Realität das gleiche Tempo wie von Hollywood, welches jedes Schicksal in 90 Minuten abspult, natürlich dramaturgisch wiederaufbereitet. Unsere Aufmerksamkeit folgt starr dem Paradigma von Exposition, Konflikt und Auflösung, gewürzt mit Plotpoints. Nicht zu vergessen natürlich die spektakulären Spezialeffekte! Auch ich muss zugeben, dass ich beim Betrachten der Tsunami-Videos ständig auf das unsichtbare Gaspedal getreten bin, schneller, höher, weiter. Und die Explosionen der Reaktoren gewinnen auch keinen Oscar. Last but not least wäre beim Helicopter-Fetischisten Emmerich der Himmel schwarz vor Fluggerät. Moment, die Besetzung ist ja auch zum Davonlaufen, weder die Haupt- noch die Nebenrollen wollen ordentlich in Panik geraten, die Japaner zeigen ums Verrecken keine Emotionen… ich erwarte jede Sekunde ein YouTube-Video eines Reporters, wie er ein Kind für die Kamera mit einer Ohrfeige zu Tränen rührt, weil er sonst von seinem Sender gefeuert wird. Ja, die Halbwertszeit von Nachrichten sinkt mit ihrer Zahl, selbst alte Medienkonsumhasen bekommen bei dem Überangebot ADHS. Fernsehen als Fastfood, wir verderben uns den Magen am Buffet der Betroffenheitshäppchen, bis wir den Geschmack von Trauer nicht mehr von Wut unterscheiden können. Die Katastrophe von Japan ist ein grosser, zäher Brocken mit 5 Gängen plus Nachspeisen, den muss man langsam und sorgfältig kauen. Was tun? Einen Gang runterschalten. Den Fernseher und den Laptop auch mal wieder ausschalten. Das SmartPhone auch. Leichter gesagt als getan, der Informationsfallout regnet ja quasi ununterbrochen vom Himmel. Aber nur so haben wir eine Chance, diese und weitere Katastrophen ohne Dachschaden zu überleben. Dann erledigen sich vielleicht auch solche grenzwertigen Appfallprodukte wie der Scherzgeigerzähler…
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Fake Geiger Counter: Ich fasse es nicht.
Gut, das Ding ist schon etwas älter und noch eines der intelligenteren Fake-Apps. Der Anbieter wäre natürlich schön blöd (im Sinne von taktvoll), wenn er es jetzt aus dem Sortiment nehmen würde. Das wirklich besorgniserregende ist, viele User nehmen diese Fakes für bare Münze. Beim Handy-Tracker war das noch verständlich, da lag es nur an einer Unkenntnis der Datenschutzgesetze. Aber dass der Nackt-Scanner aka „Röntgenbrille“ in Lifestyle-Magazinen als Fake „entlarvt“ werden musste, tut schon viel aua machen, gefühlt stehen inzwischen jeden Tag ZWEI Dumme auf. Ich fände echte Tricorder-Features in SmartPhones eigentlich gut. Für Senioren/Diabetiker würde z.B. ein Bio-Monitor Sinn machen, der ggf. den (Not)Arzt alamiert. Nur lassen sich die Sensoren schlecht miniaturisieren… hier hab ich eine sinnvolle App für dich:
http://www.pollenpro.de/de/pp/home.html
Das ist auch nicht doof:
http://www.macnews.de/ipod/umweltdaten-app-informiert-uber-aktuelle-luftschadstoffe-69177
Isch abe gar keine iPhone.
Bleibt noch die Röntgenbrille: